Samstag, Dezember 21, 2024

Neil Young und die Rock and Roll Hall of Fame


Neil Young rock n roll hall of fameNeil Youngs Verhältnis zur Rock and Roll Hall of Fame war wie so viele Beziehungen in seinem Musikerleben geprägt von großen Momenten und Enttäuschungen. Young beteiligte sich mit Begeisterung: Er hielt die Laudatio auf die Everly Brothers 1986, auf Woodie Guthrie als frühen prägenden Einfluss 1988, auf Jimi Hendrix Experience 1992, auf Paul McCartney 1999 und gemeinsam mit Paul Simon auf Mo Ostin von Warner Bros. 2003. Zudem spielte er jeweils bei den All-Star-Jams zum Abschluss der Feiern mit.

Bei der Aufnahme von Buffalo Springfield 1997 entschloss er sich jedoch kurzfristig, nicht zur Feier zu kommen: Angeblich gefiel ihm nicht, dass sich die bis dahin so lockere Veranstaltung in eine Fernsehshow mit straffem Drehbuch verwandelt hatte. »Er hat uns also wieder mal sitzen lassen, Rich«, sagte Bandkollege Stephen Stills auf der Bühne zu Richie Furay – eine Anspielung auf Youngs Entschluss, die Band 1967 kurz vor ihrem Fernsehauftritt in der Tonight Show zu verlassen.

edelverlagAber zwei Jahre zuvor war Neil Young zu seiner Aufnahme in die Hall of Fame am 12. Januar 1995 im Waldorf- Astoria Hotel in New York erschienen: Es war ironischerweise die erste Feier, die auf MTV übertragen wurde. Zu Youngs Begleitung gehörten seine Frau Pegi, sein Manager Elliot Roberts, sein Produzent David Briggs, sein Anwalt Irwin Osher, die Musiker von Crazy Horse, sein Bruder Bob und seine Halbschwester (und Backgroundsängerin) Astrid. In der Laudatio erklärte Eddie Vedder von Pearl Jam,
Youngs Vorbild »lehrte uns als Band viel über Würde und Engagement und im Augenblick zu spielen ... Ich weiß nicht, ob es noch einen anderen Künstler gibt, der in die Rock and Roll Hall of Fame zur Würdigung einer Karriere aufgenommen wurde, die noch so lebendig ist wie er heute«. Als Young seinen Preis entgegennahm, scherzte er, Roberts stehe neben der Bühne und »managt diese Rede«, indem er ihm sagte, wem er zu danken habe. Er erklärte Pegi seine Liebe, verneigte sich vor Briggs und Crazy Horse
und dankte den Musikproduzenten Ahmet Ertegun und Mo Ostin wie auch dem kürzlich verstorbenen Kurt Cobain, »der mich sehr inspiriert hat, mit neuem Engagement zu arbeiten«. Dann spielte er mit Crazy Horse den neuen Song »Act of Love« und holte für das Stück »F*!#in' Up« Musiker von Pearl Jam auf die Bühne. Später am Abend begleitete er Led Zeppelin bei »When the Levee Breaks«, in das Robert Plant Zitate aus »For What It's Worth« hineinschmuggelte. Hinter der Bühne stichelte Young, Plant und Jimmy Page sollten sich John Paul Jones' Telefonnummer merken, denn vorher hatte der Led-Zeppelin-Bassist sich sarkastisch dafür bedankt, dass sie ihm zur Aufnahmefeier in die Hall of Fame Bescheid gesagt hatten, nachdem sie im Vorjahr bei ihrer Wiedervereinigung zu Unledded seine Telefonnummer »verloren« hatten.

Bei der Aufnahmezeremonie von 2003 sorgte Young wieder für Unruhe. Bei der Laudatio für Ostin in der Kategorie »Nonperformer« sagte Young über den bevorstehenden Irakkrieg: Wir verbringen heute einen schönen Abend, aber nächste Woche werden wir viele Menschen töten. Vergessen wir das also nicht. Ich möchte den Abend nicht verderben, aber es ist zu real, um es unerwähnt zu lassen. Und darum ging es früher in der Musik. Und darum geht es immer noch. Sie ist etwas Menschliches. Und da drüben sind Menschen, und wir machen einen großen Fehler. Ich habe das Gefühl, in einem riesigen spritfressenden SUV zu sitzen und der Fahrer ist sturzbetrunken. Trunken von Macht.

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