Donnerstag, November 21, 2024

Rick "The Bass Player" Rosas


Rick Rosas Rick "The Bass Player" Rosas

Bass, Background Vocals

This Note´s For You, Eldorado, Freedom, Lucky Thirteen, Greatest Hits, Prairie Wind, Living With War, Chrome Dreams II, CSNY / Déjà Vu LIVE, Fork In The Road

Offizielle Webseite

Ein exklusives Interview von Heinz Rebellius mit Rick   -   bitte runterscrollen oder klicken

Vielen Dank auch an Heinz Rebellius für die Bilder. (Zum Vergrößern klicken.)

Rick Rosas ist in Los Angeles, Kalifornien geboren. Doch seine Vorfahren sind zum Teil mexikanisch, zum Teil indianisch.

1963/64 fing er an Gitarre zu spielen. Schließlich sagte ihm ein Freund, wenn er Bass spielen würde, könnte er ihm sofort einen Job besorgen. Rosas zögerte nicht lange und lernte Bass. Da der Markt an Bass-Spielern rar gesäht war, konnte er gleich mehrere Engagements annehmen. Der Musikstil war fast zweitrangig. Er spielte Surf-Musik, R&B, Beatles oder auch Soul.

Mitte der 70er Jahre zog er aus den Ghettos im Osten von L.A. in die Hollywood-Hills-Region. Hier konnte er wiederum schnell Bands finden, die einen Bassisten brauchten. Er fing an, von der Musik leben zu können.

Seine ersten größeren Auftritte hatte Rosas, der den Bass so unglaublich zurückhaltend, unauffällig und zuverlässig spielt, 1984 mit Dan Fogelberg.

1985 kam für ihn der entscheidende Karrieresprung, als er für den Eagles-Gitarristen Joe Walsh auf dessen Solo-Album "The Confessor" mitspielte. Walsh fragte Rosas: "Dir ist klar, wenn Du für mich arbeitest, werde ich Dein Leben ruinieren. Ist das okay?" Rosas nahm den Posten an und hat bis heute für Walsh auf zahlreichen Alben und Konzerten den Rhythmus angegeben. Sein Leben wurde alles andere als ruiniert.

1987 spielte er für ihn auf dem Farm Aid Konzert. Hier lernte er Neil Young kennen. Als dieser noch im Herbst des Jahres seine Blues-Kompositionen einübte, bemerkte er, dass in der vorgesehenen Begleitband Crazy Horse nicht die richtigen Rhythmus-Musiker für diese Art Sound waren. So wechselte er Molina und Talbot gegen Joe Walshs Rhythmus-Sektion Chad Cromwell und eben Rick "The Bass Player" Rosas aus. Mit Frank Sampedro und sechs Bläsern waren die Bluenotes geboren. Eine gemeinsame Tour, das Album "This Note´s For You" und das Musikvideo zum gleichnamigen Song, welches bei MTV "Video des Jahres" wurde, folgten 1988.

Anschließend wurden Rosas, den Neil liebevoll "Indianer" nannte, und Cromwell auch Mitglied bei Youngs The Restless. Und es entstanden die EP "Eldorado" und die CD "Freedom". Dann endete vorerst die Zusammenarbeit.

Neben den Aktivitäten für Joe Walsh hatte er von nun an zahlreiche Studio- und Live-Sessions für Musiker wie Johnny Rivers, Etta James, Allan Thomas, Terry Reid, Tango, Saison und Pegi Young.

Seit vielen Jahren spielt er, wenn er nicht gerade auf Tour ist, jeden Montag Abend in der Waddy Wachtel Band, manchmal auch Monday Nights genannt, im The Joint, Hollywood, Los Angeles. Mit ihnen treten ständig berühmte Gaststars des Rockbusiness auf. So hatte Rosas das Vergnügen mit Musikern wie Robert Plant, Jackson Browne, Roger Daltrey, Johnny Rivers, George Thorogood, Keith Richards, Eric Burdon, Joe Elliott, Fred Durst, Brian Johnson, Adam Sandler und vielen anderen auf der Bühne zu stehen. An der Seite von Rosas und dem Musiker, Komponisten und Musik-Produzenten Waddy Wachtel spielen bzw. spielten noch Bernard Fowler, Phil Jones, Brett Tuggle, Jamie Savko, Terry Reid, Stacey Michelle und Blondie Chaplin in der Stammband.

Doch seit 2005 hat Neil Young Rick Rosas und auch Chad Cromwell regelmäßig wieder eingeladen, ihn auf seinen CDs,Tourneen und Filmen zu begleiten. So übernahmen sie den Rhythmus auf den Alben "Prairie Wind", "Living With War", "Chrome Dreams II" und "Fork In The Road" und dem Konzert-Film "Heart Of Gold" von Regisseur Jonathan Demme. Sie spielten auch 2006 auf der Crosby, Stills, Nash & Young Tour mit, aus der der Konzert- und Antikriegsfilm "CSNY / Déjà Vu LIVE" entstanden ist.

2006 agierte Rosas an der Seite von Jim Keltner, Nils Lofgren und Aaron Neville bei den Aufnahmen zu einer TV-Show für Jerry Lee Lewis. Sie begleiteten als Backup-Band Musiker wie z.B. Tom Jones, Don Henley, Norah Jones, Solomon Burke, Willie Nelson und Ron Wood.

Rosas und Cromwell sind heute Mitglieder in Neil Young´s Electric Band, die zur Zeit das Publikum in der Welt begeistert. Übt die Band wieder einen neuen Song ein, spielt Neil Rick die Songs erst einmal vor. Rosas schreibt sich dann die Akkorde auf, da er keine Noten lesen kann. Als junger Mann hatte er es zwar mal gelernt, aber schließlich wieder vergessen. Und trotzdem ist er ein großer seines Fachs geworden.

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Im Anschluss folgt ein tolles Interview von Heinz Rebellius, dass er 2008 in Hamburg wenige Stunden vor einem Auftritt von Neil Young & his Electric Band mit Rick Rosas führte. Es geht um Ricks Anfänge, sein Musikerleben, seine Erfahrungen mit Neil, um Lakland-Bässe, Saiten und Verstärker.
Vielen Dank an Heinz Rebellius, dass er uns dieses Interview sowie Foto- und weiteres Textmaterial zur Verfügung gestellt hat. Copyright Heinz Rebellius und das Magazin Gitarre & Bass


Old Story, Right Concept!

Rick "The Bassplayer" Rosas

Story: Heinz Rebellius


Rick Rosas hat das Glück, mit zwei der markantesten Gitarristen des Rock zusammen zu spielen: mit Joe Walsh und Neil Young. Insbesondere mit letzt genanntem befindet er sich seit mehreren Jahren nahezu ununterbrochen auf einer Tournee, die anscheinend in diesem Leben nicht mehr enden wird. Sie führte Rick nun erstmals in seinem Leben nach Deutschland; wir trafen ihn in Hamburg, ein paar Stunden vor einem erstklassigen Auftritt, mit dem Neil Young und seine Electric Band den lauschigen Stadtpark erschütterte. Mitten drin in der Sound-Schlacht: Rick Rosas, der ruhende Pol und ein Bassist, wie er im Buche steht. Und der der Meinung ist, dass die Noten, die man nicht spielt, genauso wichtig sind wie die, die man spielt...

Der Mann, durch dessen Adern gleichermaßen mexikanisches und indianisches Blut fließt, passt nicht nur optisch perfekt in Neil Youngs Band. "Der Indianer", wie Rick von seinem Chef anfangs immer genannt wurde, spielt nämlich genau so, wie ein Bassist spielen muss, wenn er einen exaltierten Musiker wie Neil Young an seiner Seite weiß: Zurückhaltend, unauffällig, zuverlässig und mit einem Bass-Sound, der den Les-Paul-Kakophonien seines Chefs genauso gutmütig einen satten Boden bereitet wie dessen rauem Akustikgitarren-Spiel. Kein Wunder, dass der kauzige Joe Walsh seinen Bassisten Rick Rosas seinem Publikum einmal mit den Worten "Rick The Bassplayer Rosas - old story, right concept!" vorgestellt hat. Das passt!

Rick, wann wurde dir klar, dass der Bass dein Instrument sein würde?

Ich habe um 1963, 1964 angefangen, Gitarre zu spielen. Ich wohnte damals in einem dieser Ghettos im Osten von Los Angeles, in demselben Stadtteil, aus dem auch die Los Lobos kommen. Da gab es zwar eine Menge Bands, aber nicht viele Bassisten. Und ein Freund von mir, der schon in einer Band Gitarre spielte, sagte mir, wenn ich Bass spielen würde, könne er mir sofort einen Job besorgen. Das hörte sich für mich vernünftig an – und so wurde ich Bassist. Und es gab wirklich fast unbegrenzte Möglichkeiten, um als Bassist in Bands einzusteigen. Damals wollte jeder ein kleiner Elvis Presley sein – und spielte halt Gitarre.

Und du konntest tatsächlich gleich in eine Band einsteigen?

Ja, und nicht nur in eine, sondern in viele! Meine Eltern hatten mir irgendeinen billigen Bass gekauft, an dessen Marke ich mich nicht mehr erinnere, und schon gleich habe ich mich auf Bühnen wieder gefunden, hatte jedes Wochenende zu tun und spielte auf Tanzveranstaltungen, Partys, in Clubs – es war als Bassist wirklich einfach, solche Jobs zu bekommen. Wir spielten Surf-Musik, R&B, später dann Beatles, aber z. B. auch Soul. Schon ein Jahr später habe ich meinen Vater bekniet, mir einen Fender Bass zu kaufen. Ein Fender Bass war damals das Maß aller Dinge, the real thing. Gott sei dank haben mich meine Eltern immer unterstützt – und noch heute spiele ich den Bass, den mein Vater mir damals neu kaufte, einen 64er Fender Jazz Bass. Ich spiele ihn nicht mehr so oft, vielleicht bei einem Song in unserer Show – aber es ist immerhin der Bass, mit dem ich `Rockin´ in the Free World´ aufgenommen habe. Ein toller Bass und heute schon fast Kunstwerk, eine Antiquität.

Du spielst seit einiger Zeit hauptsächlich Lakland-Bässe, richtig?

Ja, seit 12 Jahren spiele ich diese Bässe aus Chicago.

Ist das dein Signature-Modell?

Rick RosasNein – aber er ist aus zwei anderen Signature-Bässen Laklands zusammengebaut. Ich wollte den fetten Sound eines Precision Basses, war aber an den Hals meines Jazz Basses gewöhnt. Dann hat Lakland mir eben dieses Modell gebaut, bei dem der Korpus von einem Bob-Glaub-Signature-Bass kommt und eben wie ein Precision aussieht. Der Hals stammt von einem Joe-Osborn-Signature-Bass und hat Jazz-Bass-Dimensionen. Best of both worlds. Und dieser Bass klingt einfach nur super gut, wärmer, runder und tiefer als mein alter Fender, aber gleichzeitig auch sehr clean. Außerdem mag ich, wie solide diese Bässe gebaut sind – das ist so, als wenn man immer Chevy gefahren ist und nun in einen Mercedes-Benz steigt. Willkommen im Land des Luxus!

Hattest du damals eigentlich einen Lehrer oder hast du dir alles selbst beigebracht?

Anfangs habe ich tatsächlich alleine die Songs heraus gehört. Doch dann habe ich ein paar Stunden bei einem Bassist genommen, der in den besten Bands der Gegend spielte. Er hat mir unter anderem auch beigebracht, Noten zu lesen. Aber damals brauchte kein Mensch einen Bassisten, der Noten lesen konnte, und um als Studio-Bassist zu arbeiten, war ich war zu jung, so dass ich das Sight-Reading wieder verlernt habe.

Dabei habe ich auf den DVD-Aufnahmen zu [ Neil Youngs Album] `Prairie Wind´ gesehen, wie ihr alle vor großen Notenpulten sitzt.

Das sieht immer so richtig wichtig aus J . Neil hat mir damals – und so machen wir das immer – die Songs vorgespielt und ich habe mir die Akkorde notiert, so dass ich weiß, wohin ich gehen muss und wohin Neil geht.

In diesem Studio und bei diesen Aufnahmen schien eine sehr gute Atmosphäre geherrscht zu haben...

Ja, es war eine wunderbare Atmosphäre dort in Nashville. Für mich besonders, denn da fing ich an, wieder mit Neil zu arbeiten. Erstmals habe ich mit ihm 1987 oder 1988 gespielt, etwa drei Jahre lang, bevor er dann wieder eine andere Band für ein neues Projekt zusammen stellte. Also hatten wir eine 16-jährige Pause miteinander, in der wir aber nie den Kontakt verloren hatten. Und dann rief er mich kurz vor den Prarie-Wind-Sessions an, ob ich Zeit hätte, daran teilzunehmen. Er hatte da noch keinen Song geschrieben, aber wusste wohl, mit wem er sie aufnehmen wollte.

Du hast auch lange mit Joe Walsh gespielt, richtig?

Ja, auch zu dieser Zeit, in der Neil anrief. Seit 1985 spielte ich in Joe Walshs Band, und wir haben damals wirklich intensiv getourt. Joe hat mir, auch nachdem er bei den Eagles eingestiegen war, eine Menge Jobs gegeben und mich im Geschäft gehalten, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Und dann, im Frühjahr 2005, rief erst Neil an, und dann etwas später sein Management, und fragte, ob ich innerhalb von 24 Stunden in Nashville sein könnte. So ist das manchmal mit Neil Young – erst 16 Jahre Pause, und dann muss alles von heute auf morgen gehen. J Aber ich konnte und wollte und war glücklich, Teil der Electric Band zu werden.

So spontan läuft das bei euch ab? Eigentlich wollte ich fragen, ob ihr bei Neil Young weit im voraus terminierte Zeitpläne habt, aber die Frage erübrigt sich dann wohl, oder?

Ja, im Prinzip schon. Wenn du für Neil arbeitest, musst du schnell reagieren können und du weißt nie genau, was im nächsten Moment – oder im nächsten Jahr - passiert. Auf dieser Tour zum Beispiel hat Neil Young entschieden, ohne eine feste Setlist aufzutreten. So macht er es der Crew, die zum Beispiel bestimmte Gitarren für bestimmte Songs bereithalten muss, nicht gerade einfach. Und auch wir wissen nie, was als nächster Song dran kommt. Aber das macht es für ihn umso einfacher, ein Konzert spontan und dynamisch aufzubauen. Er braucht sich eben nicht nach einer Liste zu richten, sondern nur nach dem, was ihm gerade als nächster Song einfällt.

Und wie viele Songs habt Ihr abrufbereit drauf?

Oh, das ist eine gute Frage – viele, sehr viele! Eine genaue Zahl kann ich dir nicht gar nicht mal sagen, ich habe sie nie gezählt, aber es sind eine ganze Menge. Diese Tour hat im Oktober 2007 begonnen und wollte ursprünglich Neils letztes Album `Chrome Dreams II´ promoten. Von diesem Album spielen wir heute jedoch nur noch wenige Songs, denn Neil hat das Programm ständig verändert. Wir spielen manchmal auch ganz neue Songs, die er vielleicht letzte Woche erst geschrieben hat und die wir dann auf den Soundchecks proben. Also – du weißt nie genau, was auf dich zukommt J . Oder: Wir haben ja keine Tour gemacht, um `Prairie Wind´ zu promoten, sondern den Konzert-Film im Ryman Auditrium in Nashville gedreht, in dem wir das Material gespielt haben. Schon bald danach rief Neil an und fragte, ob ich mal eben schnell zu seiner Ranch bei San Franzisco rüber kommen könnte, um ein paar Songs mit ihm aufzunehmen. Und aus diesen fünf neuen Stücken entstand dann `Living with War´, ein Album, das wir innerhalb einer Woche aufgenommen haben. Das ging schnell...Und schon während dieser Aufnahmen nahm er mich beiseite und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit Crosby, Stills, Nash & Young zu spielen.... Ich sagte ihm, wow – das würde mir auf jeden Fall Spaß machen. Und er sagte: Erzähle es keinem weiter, aber ich versuche, etwas zu organisieren. Und als das `Living by War´-Album raus gekommen war, stellte Neil es Crosby, Stills und Nash vor und fragte sie, ob sie sich vorstellen könnten, diese Songs mit ihm zusammen zu spielen. Sie konnten, und daraus entstand dann 2006 die `Freedom of Speach´-Tour und der Film dazu. Du siehst, ein Schritt ergibt den nächsten, und du musst auf alles vorbereitet sein, wenn du mit Neil zu tun hast.

Wie waren die Konzerte mit diesen lebenden Legenden für dich?

Sie waren für mich etwas ganz besonderes, denn ich war schon immer ein großer CSN&Y-Fan gewesen und stand nun mit allen vier zusammen auf der Bühne. Stephen Stills kannte ich über Joe Walsh vorher schon ganz gut.

Konntest du die Magie dieser vier spüren?

RickRosaslJa, auf jeden Fall! Wenn alle vier zusammen sind, dann herrscht da eine ganz bestimmte Magie. Das war wirklich eine ganz besondere Aufgabe, mit diesen Legenden zu spielen, und ich werde Neil immer dafür dankbar sein, dass er mich dafür ausgewählt hat.

Ab wann konntest du eigentlich von deiner Musik leben?

Das war so Mitte der siebziger Jahre. Ich bin vom Osten Los Angeles, dort wo ich aufgewachsen war, in die Hollywood-Hills-Region gezogen. Hier habe ich eine Menge Musiker kennen gelernt und hatte nie Probleme, eine Band zu finden, die einen Bassisten brauchte. Meine ersten größeren Konzerte habe ich mit Dan Fogelberg 1984 gespielt, der ja leider nicht mehr unter uns ist. Joe Vitale [ aus dem später Joe Walsh wurde] hatte mich Dan vorgestellt. Kurze Zeit später landete ich dann in Joes Band. Auch heute spiele ich noch mit ihm, wenn es die Zeit erlaubt. Joe war über die ganzen Jahre immer mein Lebensversicherung gewesen.

Es ist doch immer gut, wenn man solche Leute kennt, besonders als Bassist.

Oh ja, das ist manchmal schon ganz gut. Ich liebe es auch heute noch, mit Joe zu spielen. Er ist ein außergewöhnlicher Gitarrist, genau wie Neil. Und beide waren außerdem meine Idole in den späten Sechzigern, ich habe jede Platte gekauft, die sowohl Neil als auch Joe heraus gebracht hatten. Und dass ich dann auch noch in den Bands beider Gitarristen spielen durfte, betrachtete ich als ein ganz großes Geschenk von Gott.

Und Neil Young hast du durch Joe Walsh kennen gelernt?

Ja, indirekt. Neil und ich sind uns zum ersten Mal begegnet, als ich mit der Joe-Walsh-Band auf einer der Farm-Aid-Festivals spielte, die Neil organisiert hatte. Ich glaube, das war 1986, irgendwo im Mittelwesten der Staaten. Ich kann mich noch erinnern, dass Neil seitlich neben der Bühne stand, als wir unser Set spielten. Ich war geehrt und ein bisschen aufgeregt, als ich merkte, dass er uns beobachtete. Es dauerte dann zwar noch ein paar Jahre, aber dieser Gig hatte mir die Türen geöffnet, denn Neil mochte mein Bass-Spiel. Und als er 1988 für `This Note´s for You´ eine Band zusammen stellte, erinnerte er sich an mich und rief mich an.

Wie würdest du dein Bass-Spiel beschreiben, was ist dort deine Philosophie?

Meine Philosophie ist: Weniger ist mehr! Für diese Art von Musik ist es nicht wichtig, Bass-Solos zu spielen oder zu zeigen, wie viele Noten du in welcher Zeit spielen kannst. Diese Art von Musik verlangt, dass man dem Song und der ganzen Band gut zuhört und dann den Platz findet, der dem Song am bestem dient und wo du keinem im Weg stehst. So denke ich und so spiele ich. Außerdem sorgst du als Bassist zusammen mit dem Drummer für den Groove, was natürlich sehr wichtig ist. Der Groove kommt automatisch, wenn du nicht zu viele Noten spielst. Außerdem klingt alles dann viel größer. Vorausgesetzt, du spielst mit einem guten Drummer zusammen. Chad Cromwell [ aus Nashville, u.a. auch bei Mark Knopfler, Vince Gill und Trisha Yearwood tätig] ist ein fantastischer Drummer. Er bestimmt den Groove und du brauchst dich nur einzuloggen. Das macht meinen Job wirklich einfach. Es gibt Musik, wie zum Beispiel die von Red Hot Chili Peppers, in denen du eine Menge Noten spielen kannst. Bei unserer Musik musst du ein bisschen mehr nachdenken und rausfinden, was du spielst und – noch wichtiger! – was du nicht spielst!

Die Räume zwischen den Noten sind genau so wichtig wie die Noten selbst, richtig?

Genau! Oder anders ausgedrückt: Die Noten, die du nicht spielst, sind genau so wichtig wie die, die du spielst.

Neil Young hat einmal gesagt, dass es eigentlich egal ist, welche Töne er spielt, denn die Töne, die er in seinem Kopf hört, könne er sowieso nicht spielen...

Ja, das trifft wirklich zu! Ich kann mich an eine Geschichte erinnern, als wir einmal in New York City einen Song aufnahmen. Ich hatte mich an einer Stelle verspielt und wollte den Track wegen dieses falschen Tons neu aufnehmen. Doch er sagte: `Nein, nein – diese Stelle klingt wirklich großartig!´ Aber ich war unzufrieden damit – und da ließ er mich den Song noch einmal richtig spielen und sagte: `Hiervon mache ich dir eine Kopie, die ist für dich. Und ich behalte die Version mit dem Ton, den du nicht magst.´ Nach diesem Erlebnis habe ich nichts mehr in Frage gestellt, und wenn Neil das Ergebnis mag, dann bin auch ich glücklich.

Erfordert dein Spielstil und die Philosophie, die dahinter steht, einen ganz bestimmten Bass-Sound?

Ja, auf jeden Fall. Aber in erster Linie kommt das immer auf den jeweiligen Song an. So habe ich viele, viele Jahre Roundwound-Saiten benutzt, die mir damals John Entwistle empfohlen hatte. John war ein guter Freund von mir, ich habe ihn kennen gelernt, als er in Los Angeles wohnte. Übrigens war er ein großer Einfluss für mich, obwohl er ein völlig anderer Bassist war als ich es bin. Er zeigte mir die Maxima-Gold-Saiten, die ja in Deutschland hergestellt werden, und diese Saiten habe ich immer auf meinem Jazz Bass gespielt. Als ich zu den Lakland-Bässen wechselte, versuchte ich Flatwound-Saiten, und das hat mein Denken und Spielen komplett verändert. Es klingt alles runder, weicher und satter, während die Roundwounds drahtiger und mit viel mehr Höhen erklingen. Beide Sounds sind gut, aber im Moment stehe ich sehr auf die Flatwounds. Da klingt der Bass groß, voll und warm. Und dröhnt nicht so schnell, weil die Saiten nicht so lange ausschwingen wie die Roundwounds.

Ich habe gesehen, dass du meistens mit dem Daumen spielst und dann noch recht weit oben über dem Ende des Griffbretts anschlägst.

Ja, genau! Diese Position hat sich einfach zufällig ergeben, hier klingt der Bass großartig. Ich habe nicht viele Bassisten gesehen, die so spielen. Howie Epstein, der Bassist von Tom Pettys Band, der ja leider nicht mehr unter uns ist, hat auch so gespielt. Der hatte mir übrigens auch die Lakland-Bässe empfohlen, ein wirklich guter Tipp. Ich spiele heute noch manchmal mit einem Plektrum, z. B. wenn wir `Rockin´ in the Free World´ spielen, und auch noch mit den Fingern, aber mein Lieblings-Sound entsteht mit dem Daumen und an dieser speziellen Anschlags-Position.

Spielst du auch Fünfsaiter-Bässe?

Ich habe tatsächlich einen Fünfsaiter, aber wie John Entwistle auch gesagt hat, bin ich immer noch dabei, den Viersaiter zu studieren. Die tiefen Töne der H-Saite klingen zudem für mich nicht nach einem richtigen Bass, sondern eher nach einem Synthesizer. Manchmal stimme ich die E-Saite des Viersaiters einen Ton tiefer, aber das reicht dann auch schon. Ich bin sicher, es gibt Bassisten, die mit einem Fünfsaiter etwas Sinnvolles anfangen können, aber ich – ich habe zwar einen, wie ich gesagt habe, aber ich spiele ihn nicht.

Wie sieht deine Verstärkung aus?

Ich spiele einen alten Ampeg SVT aus den Siebzigern. Die neuen Ampegs sind auch sehr gut, aber ich mag die alten, weil sie halt noch wärmer und runder klingen. Daryll Jones hat mir diese alten SVTs empfohlen, und er hat Recht damit. Er hat zwei alte SVTs, die immer mal wieder hochgehen, aber er spielt nichts anderes. Das Top kombiniere ich mit einer neueren Ampeg 8x10"-Box. Parallel zu dem Ampeg-Stack verwende ich eine Fender-Anlage, die Larry [ Cragg, Neil Youngs Amp- und Gitarrentechniker] und seine Leute mir gebaut hat. Ursprünglich war es einmal ein Fender Twin Reverb, glaube ich, von dem die Techniker nur das Topteil genommen und die Leistung auf 235 Watt hochverstärkt haben. In der Box sitzt ein 15"-JBL-Lautsprecher. Diese Frankenstein-Anlage sieht aus wie ein altes Showman-Stack, ist es aber nicht.

Warum verwendest du zwei Anlagen?

Die Fender-Anlage gibt mir den Sound, den ich brauche, wenn wir die ruhigeren Akustik-Songs spielen – die klingt sehr tief, sehr warm und weich. Und der SVT kommt dann ins Spiel, wenn wir die lauten Sachen spielen. Ich denke, unser Soundmann benutzt beide Anlagen parallel, und je nach Song ist eben die eine oder die andere mehr im Vordergrund.

Das ist doch ein simples Setup.

Ja, es ist simpel, und es erledigt seinen Job. Wie ich oben schon mal gesagt habe: Weniger ist mehr, auch beim Equipment.

Also keine Pedale, Effekte etc.?

Nein, die habe ich früher mal benutzt, aber jetzt geht es mir in erster Linie um einen guten, cleanen Sound. Und wenn ich mal Feedback brauche, denn gehe ich nah an die Amps ran – und schon pfeift es. Weißt du, ich bin ein Mann, der in seinen späten Fünfzigern noch mit Feedback spielt – ist das nicht ein bisschen verrückt? J

Wer außer Entwistle hat dich noch beeinflusst?

Viele Bassisten. Paul McCartney zum Beispiel. Aber auch viele schwarze Bassisten wie Wilton Felder, der ja als Bassist nicht besonders bekannt ist. Er ist der Saxophonist der Jazz Crusaders, aber auf deren Aufnahmen hat er auch häufig Bass gespielt, und er hat wirklich einen tollen Stil. Dann Motown-Mann James Jamerson natürlich, oder Duck Dunn. Oder Joe Osborn, der der best gebuchte Studio-Bassist in LA gewesen war. Er hat auf tausenden von Alben und hunderten von Hit-Songs gespielt – ein wunderbarer Bassist und ein großer Einfluss für mich. Ich liebe seinen Sound, obwohl er oft mit dem Plektrum gespielt hat. Oder Jaco Pastorius, obwohl ich kein Jazz spiele. Er hat das Bass-Spiel auf ein neues Level gebracht. Ich habe damals fast aufgehört, selbst zu spielen, als ich Jaco das erste Mal hörte – es war einfach too much, einfach zu gut.

Was war dein persönliches Highlight in deiner Karriere?

Hmmm – vielleicht die Tournee mit CSN & Y, worüber wir eben schon gesprochen haben. Aber auch all das, was Neil macht, ist immer ein Highlight für mich. Die Filmaufnahmen zu `Heart of Gold´ waren einfach großartig, der Film ist meiner Ansicht nach richtig gut geworden. Auch die Arbeit mit Joe Walsh ist prima und immer ein Highlight. Und vor zwei Jahren haben wir eine TV-Show für Jerry Lee Lewis aufgezeichnet, bei der ich mit ein paar ganz tollen Musikern zusammen spielen konnte: Jim Keltner, Nils Lofgren, Aaron Neville und einige andere. Wir waren die Backup-Band und begleiteten Leute wie Tom Jones, Don Henley, Norah Jones, Salomon Burke, Willie Nelson, Ron Wood und viele andere. Das war sicherlich ein großer Moment meiner Karriere. Und da sind noch ein paar in Aussicht. Gleich nach diesem Tourabschnitt, also Ende August, fliege ich zusammen mit Ben [ Keith, der Gitarrist/Pedalsteeler der Electric Band] nach Nashville, um ein Album mit Jerry Lee Lewis aufzunehmen, das Ben produzieren wird. Wieder mit Jim Keltner und all den anderen. Und am 14. Oktober geht diese Tour dann in Kanada und Nordamerika weiter, und Neil hat schon angedeutet, dass wir noch ein ganzes Jahr dran hängen werden, vielleicht nach Australien, Japan und Neuseeland gehen und möglicherweise auch wieder nach Europa kommen werden, denn die Resonanz ist hier ganz hervorragend.

Dann bist du also sehr busy in diesen Tagen...

Das kann man wohl sagen. Und zwischendurch spielen wir auch immer mal Shows mit Neils Frau Pegi, mit der wir ein tolles Album aufgenommen haben. Ich weiß gar nicht, wann ich das nächste Mal wieder zuhause sein werde J . Aber das ist ok.

Hast du Familie zuhause?

Meine Eltern sind beide nicht mehr unter uns, aber mein Bruder lebt noch. Und dann habe ich noch eine Freundin, die mit mir zusammen lebt. Wir haben keine Kinder, es ist also ganz ruhig bei uns, wenn ich mal zuhause bin.

Aber du warst schon mal in Deutschland?

Nein – ob du es glaubst oder nicht -, dies ist das erste Mal für mich, dass ich in Europa bin und ich bin Neil sehr dankbar dafür, dass er mich hierhin mitgenommen hat. Deutschland hat mich sehr beeindruckt, Berlin war einfach großartig und von Hamburg hatte ich eine völlig andere Vorstellung. Ich dachte immer, das wäre eine dreckige Industrie- und Hafenstadt, aber es hat ja noch viel mehr zu bieten. Hamburg ist vielleicht die schönste Stadt Deutschlands, kann das sein?Meine Lieblingsstadt in Europa ist allerdings Amsterdam, eine sehr spezielle Stadt. Ende November werde ich wahrscheinlich dort spielen, mit den beiden Sängern, die immer mit den Rolling Stones auf Tour gehen, Bernard Fowler und Blondie Chaplin. Wir haben zusammen mit dem Gitarristen Waddy Wachtel eine Band in LA, mit der wir immer dann, wenn wir in der Stadt sind, montags in einem Club spielen.

Wenn ein junger Bassist dich fragen würde, wie man ein erfolgreicher und guter Bassist wird, was würdest du ihm antworten?

Egal, wie lange es dauert, lerne die Musik, die du selbst am liebsten hörst. Und dann geh raus und spiele mit anderen, so oft es eben nur geht. Dann wirst du immer besser, denn das erweitert deinen Geist und auch dein Spiel. Spiele in Clubs, spiele bei jeder sich bietenden Gelegenheit! Ich habe jahrelang in Tanz-Clubs gespielt, sechs Tage die Woche – das ist eine gute Schule, da kann dir hinterher auf der Bühne nicht mehr viel passieren.

Gibt es einen Musiker, mit dem du noch einmal spielen möchtest?

Ja. Ich habe oben ja schon mal gesagt, dass ich Jazz mag. Und ich bin ein großer Pat-Metheny-Fan, ihn und seine Musik mag ich wirklich sehr gerne. Er und Lyle Mays machen wirklich einen einzigartigen Sound. Aber, wie ebenfalls oben schon mal gesagt, spiele ich keinen Jazz – und so wird es wohl bei diesem Traum bleiben. Ich bleibe da doch lieber bei meinen Wurzeln, da kenne ich mich aus. Oh – bei den Rolling Stones würde ich auch gerne einmal spielen, das ist eine wirklich großartige Band. Darryl Jones, ihr Bassist, ist ein sehr guter Jazz-Musiker, aber ein mindestens genauso guter Rock-Musiker, einfach ein Wahnsinns-Bassist. Damals, als Bill Wyman die Stones verließ, war in Los Angeles unter den Bassisten die Hölle los, denn jeder wollte diesen Job J . Ich spiele übrigens auch sehr gerne Country-Musik. Es ist einfach toll, mit Leuten wie Willie Nelson zu spielen. Merle Haggards Musik ist ebenfalls großartig. Also – die Liste derer, mit denen ich gerne spielen würde, ist eigentlich endlos, es gibt so viele großartige Musiker da draußen.

Ok, Rick – vielen Dank für dieses Gespräch!

Ich danke dir und ich hoffe, dass ich kein sinnloses Zeug erzählt habe. Viel Spaß heute Abend bei der Show!


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