Samstag, Dezember 21, 2024

Warum Neil oder Wildern in fremden Gefilden

Ich klaue jetzt einfach mal Alberts Überschrift und wildere in seinen Gefilden. Danke für deine tolle(n) Story(s) Albert!

Ich kann mich an meine erste Begegnung mit Neil noch ziemlich gut erinnern. mein großer Bruder bewohnte das Nachbarzimmer und hatte einen Kassettenrecorder und einen Schallplattenspieler. ich selbst hatte nur ein damals schon recht altes Röhrenradio in das ich eine vollkommen abgewrackte E-Gitarre stöpselte um Child In Time und Smoke On The Water nachzuspielen.

Irgendwann oder genauer gesagt 1979, damals war ich gerade 14 Jahre alt, kam mein Bruder mit den ersten beiden Platten von NY an - brandneu: Rust Never Sleeps und Live Rust. er legte Rust Never Sleeps auf und ich war sofort so begeistert davon, dass ich in sein Zimmer stürmte und wissen wollte was das ist!

Ich hörte mir (was bei Todesstrafe verboten war!!!) diese LP's immer wieder an und war vollkommen fasziniert davon. eine Seite akustisch, die andere mit diesen absolut genialen Rocksongs. bzw. die Live-Version mit den akustischen und elektrischen Stücken.

Trasher war auf anhieb mein Lieblingslied und ist es bis heute noch!!! E war ein Stück was ich zigmal versucht habe zu spielen und nie geschafft habe. Erst vor ein paar Jahren, als ich nach langer Zeit meine Gitarre wieder auspackte, gelang es mir Trasher selbst zu spielen (dank dem Internet hatte ich die Chords dazu gefunden)

Irgendwann (viel später) tauschte ich meinen Lehrlingslohn gegen alle Schallplatten um (und erfreute meinen damaligen zukünftigen Ex-Schwager, der ein Schallplattengeschäft in Schweinfurt betrieb). Ich habe mir seit 1979 jede Platte und CD gekauft, die heraus gekommen ist (und liebe das Internet schon alleine wegen (www)dimeadozen.org , das mir dutzende weiterer Konzerte geliefert hat (so als tipp)).

Na ja, zurück ins Jahr 1982. damals gab es in Nürnberg den Von Rock im Park, nämlich Monsters of Rock. und Neil Young spielte. also kaufte ich mir Karten und organisierte mir eine Fahrt nach Nürnberg. 3 Bühnen, eine große in der Mitte und zwei kleinere rechts und links davon. Es spielten Bands wie Michael Schenker Group, Jethro Tull und zig weitere damals echt bekannte und beliebte Bands: alle spielten sie rechts und links der Hauptbühne.

Dort wurde die ganze Zeit gearbeitet und überdimensionale Verstärker und Lautsprecher aufgebaut. damit habe ich jetzt glaube ich schon verraten wer diese Bühne alleine für sich hatte, gelle? Es müßte sich damals um die Transtour gehandelt haben. Dieses Konzert hat mich glaube ich für den Rest meines Lebens geprägt (zumahl ich kurz vor Beginn des NY-Konzertes auf einer Flasche ausgerutscht bin, mir den Knöchel angebrochen habe, kaum mehr laufen konnte und deshalb auch noch meine Mitfahrgelegenheit verpasst habe, war es einfach genial!!!).

Seither höre ich diese Musik und mache fast alle Höhen und Tiefen mit. klar es gibt Alben, die ich habe und nie höre (old ways, landing on water) und schrecklich finde. Aber dann gibt es Weld, On the Beach und viele weitere Alben, die NY zu NY machen! 

Hört euch egal welche Version von Like a Hurricane an und vergleicht das mal mit einem beliebigen Stück, was gerade spontan im Radio dudelt. vergleicht Powderfinger mit irgendeinem anderen Stück einer anderen Gruppe. Ich denke, wenn man das macht, wird einem eines bewußt. die meisten NY-Songs haben eine Seele und sind für mich wie Bilder, die ich immer wieder und über Jahre gerne ansehe! Das Gedudele im Radio für die breite Masse ist allemal in, hat aber keine Seele, da es in der Regel von irgendwelchen Computern getextet und komponiert wurde. und stellvertretend für viele andere Songs von NY.

Noch mal zu Powderfinger: seht euch ein Video von Neil an, indem er Powderfinger spielt, mir kommt es jedesmal so vor, als lebte er diesen Song und leidet mit. das ist es meiner Meinung nach was Neil Young zu Neil Young macht, dem fast einzigen Musiker, dem es so was von egal ist, was gerade Mainstream ist, der sein Ding macht worauf er gerade Lust hat. der nicht mitmacht bei Musik, die egal wer sie spielt sich immer so anhört als hätte man sie schon zig mal gehört,

In Zeiten von MTV, wo sich die Videos akustisch und optisch in nichts mehr von einander unterscheiden. wer erlaubt es sich heute noch Songs in einer Länge von 20 Minuten zu spielen und dabei diesen herrlichen Krach zu machen. Ich könnte euch noch seitenweise schreiben, möchte aber mit einem Zitat meiner Frau (sie hat immer nur 10 cds im Auto, die sie so ca. nach 1 x im Jahr auswechselt - aber Weld hat seine CD-Box seit bestimmt 5 jahren nicht gesehen und Live Rust auch nicht) schließen, dass sie nach einem Neil Young Konzert 2001 in Erfurt gemacht hat: (Neil spielte relativ harte Sachen und nahm irgendwann seine akustische Gitarre zur Hand und spielt 4 oder 5 akustische Stücke) "das war magisch, es war vorher so laut und er spielt diese akustischen Sachen und plötzlich ist alles so still, alle sind plötzlich ganz leise und andächtig oder singen mit - so was habe ich noch nie erlebt"

Danke Delia, das sagt alles aus. Wer das Bootleg "Rockin´ in Erfurt" hat, weiß glaube ich was ich meine. ist zwar ein qualitativ schlechtes audiencerecording, aber die Atmosphäre kommt genial rüber. Leute, wenn es um die paar CD's geht, die man auf die berühmte Insel mit nimmt, wären das mp3 dvds (ein bisschen schwindeln schadet da nicht), die zu 90% mit NY befüllt wären. Und noch ein Tipp zum Schluss: wer Rust Never Sleeps geil findet, der lädt sich von o.g. Adresse das Video von seiner Garage-Tour aus dem Jahr 1986 runter: Cowpalace San Francisco. Fast 3 Stunden absolut geile Show. war damals eine TV-Aufzeichnung. Ich hoffe dieses Video findet seinen Weg in die Archive-Serie - eines der besten Konzerte des Meisters!!!

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