Donnerstag, April 18, 2024

Neil Young im ICC in Berlin am 26.02.08


Liebe Freunde!

Nun komme ich dazu, auch meinen ganz persönlichen Bericht zu formulieren. Vieles wurde schon gesagt, vieles sind persönliche Meinungen und Empfindungen, eigentlich gibt es nur Eins zu sagen:

Es war geil und jeder Neil Young Fan wird noch Jahre von diesem Konzert zehren!

Nachdem ich dank Frank diese wunderbaren Tickets in der ersten Reihe bekommen hatte, stieg bei mir die Spannung von Woche zu Woche. Dann von Tag zu Tag, bzw. von Konzertmitschnitt zum nächsten.
Immer auf der Lauer, das bei Dime eine neue Show eingestellt wurde. Die Setlisten versprachen viel, die Konzerte hielten es. Ich habe vor Wochen schon gesagt, es sind Setlisten wie im Märchen!
Weil ich so verrückt bin, wusste ich natürlich was Neil bei jedem Konzert spielt. Immer auf dem Laufenden, während des Konzertes immer schon die Rustlist gecheckt und geschaut ob Johnny oder Roel wieder gepostet haben. Ich habe immer ganz besonders auf die seltenen Stücke geschaut. Was wird er in Berlin spielen???
Auf der deutschen Human Highway-Liste gab es ja eine Wunschsetliste, nach der Neil heute noch spielen würde, wäre er nicht eingeschlafen oder ohnmächtig geworden, ob der vielen Wünsche.
Das waren natürlich nur ganz spezielle Wünsche, die natürlich niemals in Erfüllung gehen können.


Dadurch, dass Martin mir ein Tour-T-Shirt von Paris mitgebracht hat und ich dann tagelang nur damit rumlief, wurde ich natürlich noch immer heißer auf das Konzert des Jahres.
Der letzte Anstoß kam dann durch die Videos von youtube. Vienna RITFW und Hey Hey My My. Ich zitterte förmlich als ich das sah…
Was soll ich nur die ganze Zeit machen, dachte ich. Versuchte mit mehr Arbeit mich über Wasser zu halten und nicht die ganze Zeit an das Konzert zu denken. Klappte aber nicht, sobald ich in der Nähe des Rechners war - und das war ich oft - checkte ich alle einschlägigen Seiten und verschlang e- Mails mit Berichten, Links usw.

Am Abend vor dem Konzert kam mein Freund Dieter nach der Arbeit und wir tranken ein oder zwei Bierchen und ich wurde langsam etwas ruhiger. Er nahm mir komischerweise die sich bis dahin angestaute Anspannung. Ich weiß nicht warum, wir unterhielten uns nicht nur über Neil Young, sondern auch über andere Sachen(die eigentlich viel wichtiger sind). Egal, kurz nach 24:00 Uhr in's Bett und am Morgen wieder gegen 7:00 Uhr raus. Mehr schlafen ging einfach nicht. Gegen 10:00 Uhr sind wir dann los in Richtung Nordharz um Rainer einzusammeln. Kurz dann noch schnell einen Kaffee in Langelsheim getrunken und dann wieder auf die Piste.
Die Autobahn war erstaunlicherweise frei und so kamen wir mit ungewollter Stadtrundfahrt in Berlin an. Nun ja, Abfahrt verpasst, aber wenn ich Euch einen Beifahrer empfehlen soll, Rainer ist der Beste! Wie er mich dann so ganz cool durch die City gelotst hat…ohne Navi, Klasse! Danke


Alexander wartete schon auf uns, Betten waren vorbereitet. Was sollte da noch schief gehen. Nach ein oder zwei weiteren Kaffee´s sind wir dann mit der U-Bahn in Richtung ICC.
Als wir ankamen, war die Kneipe (Paella) schon so rappelvoll, dass wir nicht mal mehr einen Platz bekamen. War aber überhaupt nicht schlimm. Ich hatte dann so viele Leute zu begrüßen, zu drücken und zu umarmen, da brauchte ich mich gar nicht mehr hinsetzen. Konnte mich ja dann im ICC später gemütlich in meinen Sessel setzen.
Nachdem ich dann fast alle meiner DVD - Kopien des Massey Hall Konzerts vom 26.11.2007 verteilt hatte und ich ein paar neue Gesichter zu E-Mail Adressen zuordnen konnte, wurde es gemütlich.
Hallo Jens, von den Human Highway Ringern kenne ich ja fast keinen. Aber tolle Stimmung habt ihr gemacht!


Vor dem ICC haben wir dann noch überlegt, wo man den Fotoapparat verstecken kann. Nach vorsichtigen Heranpirschens und nachdem wir sahen, das gar keine Kontrollen stattfanden, ging es in dieses UFO. Denn anders kann man es nicht bezeichnen. Riesig groß und dermaßen unpersönlich. Es ist leider nicht der geeignete Ort für das Neil Young Konzert der letzten - und wohl leider auch der nächsten - Jahre hier in Deutschland gewesen!!! Schade drum, Alexander hatte schon Recht, es gibt in Berlin sicher bessere Theater oder Hallen in dem Neil hätte auftreten können. Aber es lag wohl wirklich am Preis, größtmöglicher Profit.
Elliot hat da scheinbar gut nachgerechnet. 5000 Leute, kleine Miete, wenig Nebenkosten, hohe Ticketpreise, gutes Wegkommen nach dem Konzert, gegen kleinere Halle mit weniger Leuten und höherer Miete. Ich unterstelle mal, dass Neil sich damit nicht beschäftigt.

Wir sind ohne kontrolliert zu werden rein, ellenlange Flure entlang, Rolltreppen hoch, ins Innere des Raumschiffs. Ein riesiger Saal, sehr gut geeignet für Kongresse, aber nicht für ein Rockkonzert. Auch wenn es nur Eins wurde. Der erste Teil war ja akustisch, und Pegi's Set wohl auch halbakustisch.

Erstmal wurde ausgiebig die Bühne inspiziert, allerlei Fotos geschossen. Freunde begrüßt, First Row Bändchen verteilt, geguckt wie die Sicherheitsleute schauen.

Dank Jürgen, der seine 2. Karte abgeben musste, kam unser Freund Helmut in den Genuss eines wunderbaren Platzes in der 2. Reihe. Danke! Auch für's tapen!!! Ich hoffe wirklich, dass mein Gebrülle nicht so stark auf der Aufnahme zu hören ist…


Pegi fing Punkt 20:00 Uhr an, ich würde sagen 40 min. teilweise recht eingängiger Countryfolk, mit ein wenig Blues dazwischen. Larry's Hilfe zwischendurch war wohl noch das Erwähnenswerteste.

In der Umbaupause hat dann Larry einmal ganz freundlich in meine Kamera gewunken, als ich ihn rief!

Neil fing auch wieder halbwegs pünktlich an, versteckt hinter dem Gemälde mit dem N vorn drauf . Riesiger Applaus brandete auf, Neil faltete die Hände. Ohne ein Wort zu sagen, setze er sich hin, nahm sich die Gitarre zu FHTH und fing an zu spielen. Augenblicklich war es mucksmäuschenstill im Saal, dieser riesige Kollos mit seinen 5000 Lemmingen hörte zu. Mit offenen Mündern und aufgerissenen Augen.

"Ambulance Blues" wurde die Beachtung geschenkt, die dieses Lied verdient hat, kaum Unruhe ringsherum. Einfach nur genießen, der Vortrag war fantastisch. Für mich einer der großen Songs von Neil.
Gleich im Anschluss dann "Sad Movies" - ein Wunsch wurde wahr. Ich hatte mir unter anderen gewünscht, dass er diesen Song der unbekümmerten Jugend spielt, mit diesen wundervollen einfachen und poetischen Bildern. Das zweite Mal Tränen in den Augen…Höflicher Applaus, den Song kennt ja niemand. Sorry, ihr schon.

Nachdem er seine Show mit dem Klavier abgezogen hat, (gehe ich oder gehe ich nicht), dann "A Man Needs A Maid" mit dem London Symphonie Orchester aus dem Keyboard. Keine schlechte Idee. Sehr süßer Song, für mich persönlich sehr schön, genauso wie das darauf folgende "No One Seems To Know". Wieder höflicher Applaus, dann Stille. Es ist eh beängstigend still. Ich fühle mich wie in der Kirche, wenn die Gemeinde dem Prediger zuhört. Natürlich bedingt dadurch, dass ich wenige Meter von Neil entfernt sitze und die Füße ganz entspannt an die Bühne stellen kann und somit eine tolle Auflage für meinen - zu dieser Zeit immer häufiger zum Einsatz kommenden - Fotoapparat habe. Von Ordner weit und breit keine Spur. Man hätte locker mit einer großen Spiegelreflexkamera fotografieren können. Ab und an stören mal ein paar Handyblitzer, oder ein paar Fotofreunde, die nicht wissen, wie man den Blitz abschaltet. Wie auch immer, die Sicherheitsleute blieben im deutlichen Abstand, ein kleines Tonstudio auf dem Schoß wäre nicht aufgefallen…

Neil spielt elektr. guitarre Neil spielt elektr. guitarre

Neil spielte und spielte, "Harvest", "After The Goldrush"…All-Time-Klassiker. Ein Wunschkonzert, ich war wie verzaubert.
Nach dem Witz über David Briggs spielte er ein glasklares, scharfes "Mellow My Mind". Er spielte es für David, der seit 1995 nicht mehr unter uns weilt.
Gleich hinterher, das zauberhafte "Love Art Blues", welches ich erst vor etwa 18 Jahren das erste Mal auf diesem wunderbaren gleichnamigen Bootleg hörte.
Sagenhaft gut. 
Dann sagte er so etwas wie: "some all the same songs" und stieg sofort in "Love Is A Rose" ein. Jetzt dachte ich, man hört ein paar mitklatschen, weiß ich aber nicht so genau…
Fast übergangslos dann "Out On The Weekend" und schon war Schluss. Dave neben mir hatte alle Titel notiert und er sagte dann "Eleven". Hm, einer hätte noch kommen können, aber es war auch mit diesen 11 ein tolles Konzert Nummer 1. Denn nach der Pause kam Neil mit frischem Anzug, diesmal dunkelgrau oder schwarz anstelle des Hell- Beigen beim Akustik-Set, auf die Bühne. Er brachte gleich seine drei Freunde Ben Keith, Rick Rosas und Ralph Molina mit. Außerdem Anthony Crawford und seine Frau Pegi und los ging die Reise. Querfeldein von Buffalo Springfield zu den neuesten Stücken.
"Mr. Soul" begann schon sehr viel versprechend, es knallte richtig gut. Ich schaute mich immer wieder um, ich wollte hoch, aber keiner stand. Frank schaute auch zu mir rüber. Wir wollten eigentlich aufstehen, aber dann blieben wir doch sitzen.
Bei" Dirty Old Man" war dann aber alles zu spät, ich konnte nicht mehr still sitzen. Hoch und alle Gefühle auf einmal rauslassen. Ich schrie meine Freude raus. Sorry Jürgen!
"Spirit Road" ging auch gut ab, gefällt mir auch sehr gut. Anders als der "Believer", aber der kam ja nicht in Berlin. Etwas verhaltender Beifall, es war immer eine gewisse Distanz zwischen Bühne und Publikum zu spüren. Die Leute hinten waren zu weit weg. Aber das war mir in diesem Moment egal.
Dann das erste Riff von "DBTR", hallo Alexander!!!, Klasse, Trance nur Trance. Lass es fließen Neil und es floss wie flüssiges Blei, schwer und doch leicht….


Ekstase in der ersten Reihe, oft mit geschlossenen Augen.
Sehr gute Version, nicht wie mit Crazy Horse, aber auch sehr gut. Pegi schaute einige Male von ihrem Background - Hochstand besorgt zu Neil herunter. Sie macht sich sicher Sorgen, aber er kann nicht anders. Gott sei Dank konnten wir das noch einmal erleben.
Dann kollektives Selbstbefreien, "Hey Hey My My", ein Lied über Generationsgrenzen hinweg. Ich würde mal vermuten, der ganze Saal gröhlte mit. Rock and roll can never die!!!!
Dann dachte ich, er spielt "Powderfinger" gleich im Anschluss, aber - welch Freude - wir hörten die ersten Takte von "Too Far Gone". Zögerlich setzten sich alle wieder. Gutes Lied, leider zu wenig gespielt.
"Oh, Lonesome Me" kündigte Neil wie schon oft an, "ich schrieb meine eigene Melodie für dieses tolle Don Gibson Stück", frei übersetzt.
Nach diesen 2 ruhigeren Stücken gab es die Vorstellung der Band mit tosendem Beifall für Ben Keith, besonders für Ralph Molina, der zweimal aufstehen musste, was ihm sichtlich peinlich war.
Nachdem er die weiße Gretsch umhatte, wusste ich, jetzt komme ich dem Himmel ein weiteres Stück näher, "Winterlong", "für ein Mitglied der Band der nicht mehr auf diesem Planeten weilt, er verließ uns schon vor langer Zeit: Danny Whitten". Ich hätte heulen können, hätte ich mich nicht so gefreut. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Heiß und kalt gleichzeitig, mit Druck auf dem Herzen. Furchtbar und doch schön!!!
Danke Neil, dass du dieses Lied für mich gespielt hast!
Nach dem Lied winkte Neil noch kurz in Richtung Himmel, es beschäftigt ihn sicher jetzt mehr denn je…
Ein warmes "Thank you very much folks!" und dann ging der Wahnsinn weiter, "Powderfinger", das passt ja. Hervorragende Version, mit stimmigen Background-Vokals von Pegi und Anthony.
Der Monolith "No Hidden Path", mit sehr guter Gitarrenarbeit, kommt live wirklich sehr gut. Trotz Länge wird dieser Song nie langweilig.
Und dann, abrupt Schluss. Aus der Traum, Ende! Aber wir wissen ja, Zugaben gibt Neil während der aktuellen Tour immer. Also klatschen, zuerst relativ ruhig, dann lauter, dann rhythmisch, der ganze Saal macht mit.
Neil kommt zurück, die weiße Taube kommt von der Decke, jetzt "LAH", aber Ben geht nicht dran.
Stattdessen "A song for the folks outthere" "Rockin' In The Free World", Fäuste zum Himmel, Victory - Zeichen, Hände in der Luft, hüpfende, springende Menschen in ihren Stuhlreihen. Jede Zeile wird mitgesungen.
Maschinengewehrsalven donnern aus Neil's Gitarre, unglaublich, Bombenexplosionen, man glaubt es kaum. Wiegeschritt, weit vorübergebeugt, der Held meines Lebens. Background-Vokals klappen nicht besonders, macht aber nichts. Soll einfach nur Spass machen…
Am Ende ist jeder erschöpft, Neil, die Band, das Publikum.
Dann ist Schluss, tiefe Verbeugung, mitsamt der Band. Ein junges Mädchen mit einen Strauß Tulpen springt auf die Bühne, küsst Pegi, küsst Neil, gibt ihm die Blumen. Er gibt sie dann ganz verlegen seiner Frau. Am Bühnenrand wartet noch jemand mit einem Geschenk. Pegi geht hin, nimmt es und Neil lächelt zu seiner Frau, winkt kurz ab, drückt sie. Als sie sich gerade zum Weggehen herumdrehen, springt ein weiteren Fan auf die Bühne und gibt Neil einen Umschlag, der so aussieht wie unsere CD Umschläge, die wir vor heiligen Zeiten rund herum in der Republik verschickt haben. Ist ein ziemlich prall gefüllter Umschlag, sind bestimmt die Konzert- Mitschnitte drin.

Zur Auswertung des Konzerts geht es dann wieder in's Paella. Danke vielmals Frank für die Organisation!!!
3:15 Uhr sind wir dann ab, per Taxi quer durch Berlin nach Kreuzberg, das mittlerweile Klein-Istanbul heißt. So erzählte uns der junge Mann, türkischer Herkunft, der sich als Europäer fühlt zumindest.
4:00 Uhr ins Bett, 8:15 Uhr ging dann Alexander's Telefon. Was soll's, wir wollten eh aufstehen.
Dusche, Kafee, Internet, E-Mail, rustlist, was man halt so tut…

Nach einem kleinen Schwatz beim Alexander sind wir dann wieder Richtung Harz, immer an der Leitplanke lang…
Am Abend gut zu Hause angekommen, alles prima.


Ich werde dieses Konzert immer in meinem Herzen aufbewahren. Eine Setlist ohne große Überraschungen, dafür eine sehr schöne Auswahl seiner Besten Lieder! Wie im Märchen.

Danke Neil für die Möglichkeit dich noch mal so sehen zu können! Danke Frank, danke Alexander, danke an alle Freunde im Rustring, ich fühle mich bei euch gut aufgehoben. Danke an die Mitglieder des deutschen Human-Highway-Rings für die tolle Stimmung im Paella. Danke an meine Frau und meine Kinder, die ihren Mann und Vater so nehmen wie er ist. Ich liebe Euch.


Forever Young

Andreas


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