Donnerstag, März 28, 2024

Bob Dylan


Bob DylanFast jeder Musiker, der ab 1963 eine Akustikgitarre in die Hand nahm und Songs schreiben wollte, war irgendwie von Bob Dylan beeinflusst. Das gilt auch für Neil Young. Youngs Wurzeln lagen im Rock'n'Roll. In den frühen 1960er-Jahren spielte er E-Gitarre bei den Squires und fand dann den Weg zur Folkmusik und natürlich zu Dylan. »Mit Dylan beschäftigte ich mich seit 63, als ich sein erstes Album hörte. Es beeindruckte mich sehr«, erzählte Young der Zeitschrift Mojo. Die elementare Erkenntnis, die Neil Young aus Dylans Musik zog, lautete:

Das kann ich auch. In der Fernsehsendung American Masters erzählte Neil Young: »Dylan sagte: ›Ich bin kein Sänger wie Caruso. Ich singe meine Songs.‹ Das leuchtete mir ein. Also dachte ich: ›Ich werde einfach singen und sehen, was passiert‹.« Dem Biografen McDonough erklärte er: »Bobs Stimme gefiel mir, als ich sie zum ersten Mal hörte. Ich sagte mir: ›Da ist jemand, der klingt anders, wenn er das macht‹ – der Bursche gefällt mir wirklich sehr. Und Songs schreiben kann ich
auch.«

Aber Dylans Einfluss ist nicht nur in der Lockerheit und dem Selbstvertrauen spürbar, mit dem Neil Young seine Songs singt – auch er würde nie behaupten, ein Caruso zu
sein. Aber in der scharfen Gesellschaftskritik, die einige der wichtigsten Antikriegssongs der Rock-Ära hervorgebracht hat, und im Wechsel von sanften Akustikklängen und wildem E-Rock zeigt sich, dass Young in Dylan eine verwandte Seele gefunden hatte. Dylans unbeirrbarer Individualismus gab einen Kurs vor, den Young während seiner gesamten Karriere weiterverfolgte. Der Musikjournalist Dave Marsh stellte fest: Neil Young »ist Dylans größter Schüler, nicht nur wegen des ähnlichen Sounds – kaputte Stimme, Unfähigkeit, lange in einem Stil zu bleiben –, sondern auch, weil beide ein bestimmtes Geschick besitzen: Young beherrscht Dylans größten Trick, die Kunst, sich mit einem Mythos zu umgeben«. Elliot Roberts, der beide Musiker managte, erzählte einmal, dass er Young oft mit der Frage zu einer Entscheidung drängte: »Was würde Bob Dylan tun?« Neil Young erzählte der Zeitschrift Time: Wenn ich ein anderer sein wollte, dann er. Er ist ein großer Songwriter, seiner Musik treu und hat viele Jahre lang das gemacht, was er für richtig hielt. Er ist großartig. Er ist jemand, auf den ich schaue. Mich interessiert immer, was er gerade macht, was er zuletzt oder vor langer Zeit gemacht hat, was ich noch nicht kenne. Der Mann hat einige der großartigsten Gedichte geschrieben und sie so vertont, dass es mich berührt hat; andere haben das auch getan, aber nicht so durchgängig und intensiv. Wie ich wartet er ab und macht weiter, er weiß, dass er die kreativen
Momente nicht immer hat, aber er weiß, dass sie wiederkommen und es dann sein Moment ist.

edelverlagSeine Dylan-Begeisterung birgt natürlich auch Fallstricke. McDonough gestand er, dass er aufpassen muss, Dylan nur in Maßen zu hören. »Ich glaube, mir gefiel Bobs Musik so gut, dass es einen Punkt gab, an dem ich sie bewusst nicht hören durfte, weil sie mich so beeinflusste. Irgendwann merkte ich: ›Sollte ich sie zu viel hören, würde ich wie er.‹ « Er war sehr nahe dran. Dylan erklärte der Zeitschrift Uncut, Neil Youngs Hit »Heart of Gold« von 1972 sei für seinen Geschmack schon zu dicht dran gewesen: »Ich hasste es, wenn es im Radio lief. Ich hatte Neil Young immer gemocht, aber jedes Mal, wenn ich ›Heart of Gold‹ hörte, störte es mich. Ich sagte mir: ›Mist, das bin ich.‹ «

Bis 1997 hatte er diese Abneigung aber wohl überwunden, denn in »Highlands «, dem 18 Minuten langen letzten Song seines Albums Time Out of Mind, erwähnte er Neil Young namentlich: »I'm Listening to Neil Young, I gotta turn up the sound.« Eines Tages im Jahr 2008 tauchte Bob Dylan unangemeldet und unrasiert vor dem Haus in Winnipeg auf, in dem Neil Young als Kind gewohnt hatte; er fragte den seinerzeitigen Bewohner, ob er Youngs Zimmer und jeden Platz sehen könne, an dem er vielleicht Gitarre gespielt habe.

Im Laufe ihrer Karriere traten Neil Young und Bob Dylan gelegentlich auf denselben Veranstaltungen auf, meist bei  Benefizkonzerten. Laut vielen Berichten war Dylan 1975 bei einigen Studiosessions für Youngs Album Zuma zugegen, und Young spielte 1988 drei ganze Konzerte mit Dylan und seiner Band. Bei einem All-Star-Konzert zu Dylans 30-jährigem Plattenjubiläum im Oktober 1992 im Madison Square Garden in New York war Neil Young der Top-Act des Abends: Mit Unterstützung von Booker T. & the MGs heizte er durch »Just Like Tom Thumb's Blues« und »All Along the Watchtower«.

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